Trauma und Familienstellen – das fehlende Puzzleteil in der Traumatherapie

Der Organismus ist in seinem ganzen Wesen auf Heilung ausgerichtet. Die Reaktion des Organismus auf die Situation, die ein Trauma auslöst, ist ein Schutzmechanismus, der nach Ende der Situation eigentlich nicht mehr gebraucht wird. Doch bleibt der Mensch im Schutzmechanismus aus Angst vor Wiederholung stecken, wodurch die natürliche, heilende Bewegung nicht ausgelöst, sondern sogar verhindert wird. Um ein Trauma zu lösen, muss dem Menschen die natürliche, heilende Bewegung wieder ermöglicht werden.

Neben einem Haupttrauma, das für posttraumatische Belastungsstörungen verantwortlich sein kann, gibt es vielfältige traumatische Verletzungen bei allen Menschen. Diese können weit zurückliegen, es gibt vorgeburtliche Traumata, Geburtstraumata, frühkindliche, aus Kita, Schule oder Studium und als Erwachsene.

Wir unterscheiden zwischen dem sogenannten ‚Schocktrauma‘, ausgelöst durch beispielsweise einen Unfall oder Schicksalsschlag und den ‚Beziehungs- und Bindungstraumata‘, die über längere Zeiträume entstehen.

Wichtig an dieser Stelle ist zu erwähnen, dass nicht jedes Trauma als Trauma empfunden wird. Doch bekommen wir eine Ahnung davon, was in uns wirkt, wenn wir als Erwachsene in bestimmten Situationen in existenzielle, emotionale Nöte geraten. Beispiele hierzu sind übertriebene Ängste, Eifersucht, Traurigkeitsschübe oder Wutausbrüche. Werden diese in einer Heftigkeit erlebt, die der Situation objektiv nicht angemessen ist, dann wird oft eine frühere, als existentiell empfundene Situation ‚angetriggert‘. Es wird eine Situation angestoßen, in der das Kind nicht in die heilende Bewegung gekommen ist und in der die Person immer noch feststeckt.

In diesen Situationen scheinen wir unseren Gefühlen ausgeliefert und geraten in echte Not. Zudem folgen wir unbewusst bereits unser ganzes Leben lang dem Ziel, genau diese Gefühle nicht mehr auftauchen zu lassen. Die Strategien sind sehr unterschiedlich, haben aber das gleiche Ziel: ein Gefühl nicht mehr fühlen zu müssen und jede Situation zu vermeiden, in der das Gefühl wieder auftauchen könnte. Diese individuellen Strategien, die jeder Mensch unterschiedlich ausgebildet hat, sind der Motor für Konditionierungen wie beispielsweise immer gewinnen zu müssen, erfolgreich sein zu müssen, helfen zu müssen, arbeiten zu müssen, sich ablenken zu müssen, sich zurückziehen zu müssen, ins Drama verfallen zu müssen u.v.m.

Heilen wir diese traumatischen Verletzungen nicht, können wir nicht frei werden. Somit ist das Heilen traumatischer Verletzungen Bestandteil des Weges in die Freiheit. Denn wenn der Mensch nichts mehr MUSS, dann ist er viel freier in seinem SEIN.

Wie kann Familienstellen helfen, Traumata zu heilen?

Familienstellen hilft durch Heilung aufgrund von stellvertretender Wahrnehmung. Es ist so einfach, dass man es kaum glauben mag. Durchlebt ein ‚Stellvertreter‘, also eine andere Person stellvertretend für die traumatisierte Person, das Trauma, kann das sehr heilsame Effekte bei der traumatisierten Person haben. Eine heilende Bewegung wird angestoßen.

Außerdem kann bei einer traumatisierten Person, die für eine andere traumatisierte Person eine Belastungssituation durchlebt, ihre eigene Verletzung heilen, indem sie mit dem Trauma des anderen mitschwingt.

Warum ist das so?

Angenommen, ein Mensch gerät in eine als lebensbedrohlich empfundene Situation, die seine Notfallmechanismen aktiviert. Der Organismus schützt sich vor der lebensbedrohlichen Situation mit extremer Körperanspannung (Hypertonie), mit dem Weghalten des Gefühls (Dissoziation) und sogar bisweilen mit Gedächtnisverlust (Amnesie), Schockstarre und weiteren Schutzmechanismen.

Diese, für die traumatisierte Person nicht auszuhaltende Situation wird durch o. g. Mechanismen festgehalten bzw. ausgeblendet. Das Trauma wird im Körper, im Gefühlsraum, im Mentalraum und im seelischen Feld verankert. Die Traumaerfahrung ist in all diesen Bereichen gespeichert, besonders im seelischen Feld, welches in der herkömmlichen Traumatherapie bislang keine Rolle spielt. Genau in diesem Feld aber arbeitet die stellvertretende Wahrnehmung durch eine andere Person.

Um Heilung zu erzielen ist es zwingend erforderlich, ALLE vier Ebenen im Blick zu behalten. Denn die Heilung erfolgt meist nur, wenn das Trauma auf allen Ebenen bearbeitet wird.

Die vier Ebenen sind:

  • Mentales: Glaubenssätze, Erinnerungen und Bilder
  • Emotionales: Gefühle, insbesondere weggeschobene, verdrängte
  • Körperliches: Anspannungen im Körper, in denen die Belastungssituation gespeichert ist.
  • Seelisches: Information, die wir im seelischen Feld bearbeiten können

Wann ist eine Familienaufstellung oder Einzelsitzung/Einzelaufstellung sinnvoll?

Immer! Grundsätzlich können alle Traumata bearbeitet werden. Besonders sinnvoll sind Aufstellungen bei Geburtstraumata, Traumata durch Übergriffe oder Missbrauch oder bei frühkindlichem Trauma.

Was ist das Besondere an diesem Weg?

Die traumatisierte Person muss sich nicht selbst in die Situation begeben. Bei Kindern ist es sogar so, dass diese nicht einmal anwesend zu sein brauchen. Insbesondere bei Kindern ist Aufstellungsarbeit oft die einzige Möglichkeit, eine Heilung zu einem Geburtstrauma oder einem frühkindlichen Trauma zu erlangen. Siehe hierzu auch Geburtstrauma>>

Im Unterschied zur Familienaufstellung in Gruppen mit Wirkung weit über eine Person hinaus geht es bei Trauma & Aufstellung erstmal nur um den Effekt in der traumatisierten Person, der erzielt werden kann, wenn eine andere Person durch das Trauma geht und dabei NICHT im Schutzmechanismus steckenbleibt. Infolgedessen kann sich die heilende Bewegung natürlich auch im Familiensystem auswirken.

Bei weiterführenden Fragen zu Traumaheilung freuen wir uns, ein unverbindliches Gespräch mit Ihnen zu vereinbaren. Kontakt>>

Wichtig: Die Behandlung von Traumata im medizinischen Sinne ist Psychiatern, Psychologen und Ärzten vorbehalten. Es gib speziell hierfür ausgebildete Traumatherapeuten. Gerne begleiten wir die Therapie beim Experten mit Familienaufstellung in der Gruppe und in Einzelterminen. Auch verfügen wir über ein Netzwerk, aus dem wir Empfehlungen aussprechen können. Netzwerk>>